Dank der Emigrantenwellen aus Europa, Asien, China und dem Mittleren Osten, die das kulinarische Szenario über die Jahre hinweg verwandelt haben, können Sie in Sydney eine kulinarische Weltreise machen. Fusion kann in einigen gastronomischen Gebieten als ein unschönes Wort gelten, hier steht es jedoch für die beste Mischung aus Stilen und Geschmacksrichtungen, die nur eine wirklich multikulturelle Gesellschaft hervorbringen kann. Es gibt zwar italienische und griechische „Inseln“, die asiatische Küche ist jedoch die Küche Sydneys schlechthin, da eine große Anzahl von Chinesen, Vietnamesen, Thailändern, Koreanern, Taiwanern und Japanern Australien als ihre Heimat bezeichnet. Überall gibt es Genussmeilen: der Food-Court in der Dixon Street in der Chinatown ist derart fortschrittlich, dass es zwischen den kantonesischen Grundnahrungsmitteln sogar einen Taco-Stand gibt; Campbell Street zwischen Castlereagh und George ist die Thai-Stadt für Nahrungsmittelversorgung und Essen; und John Street in Cabramatta ist Sydneys Ho Chi Minh City, mit Dutzenden von Orten, an denen alles verkauft wird, von Frühlingsrollen bis zu frischem Zuckerrohrsaft. Um sich wie in Indien zu fühlen, muss man nur gen Westen gehen, in Richtung Harris Park in Parramatta, Strathfield und East Ryde, um Kimchi und koreanische Teigtaschen zu kosten, während man libanesische Küche rund um die Haldon Street in Lakemba findet. Das berühmteste Grillhähnchen der Stadt finden Sie, wenn Sie den Massen in das El Jannah in Granville folgen, wo die Knoblauchsoße eine eingeschworene Fangemeinde hat. Dann gibt es den Ort, an dem alle gleich sind, nämlich den Strand, an dem alle Kulturen aufeinandertreffen. Der Bondi mit seinem gepflegten weißen Sand und seiner Brandung ist der belebteste und berühmteste aller Strände. Er ist auch eine Art kosmopolitischer und multiethnischer Magnet mit einer demgemäß großen Anzahl an Restaurants.
Melbourne war das Ziel vieler italienischer und griechischer Migranten nach dem Krieg. Sie verliehen der zweitgrößten Stadt Australiens einen beneidenswerten europäischen Touch und kulinarische Höhepunkte. Diese Situation änderte sich schlagartig nach dem Jahr 2000, als Italo-Melbourner wie Maurice Terzini und Giovanni Paradiso in den Norden kamen. Außer dem voneinander unabhängigen Betrieb von Icebergs Dining Room and Bar und des Fratelli Paradiso, plus Pizzabude und Bar, sorgen die ehemaligen Kollegen dafür, dass ihre kreativen Fluide auch in andere Projekte fließen. Terzini besitzt das Modelabel Ten Pieces, zu dem die schwarze Kleidung gehört, die er trägt, während er das Servicepersonal in seinem Icebergs in weiße Kleider und Shorts kleidet. Sein Paradiso ist einer der Hauptakteure beim Rootstock Naturweinfestival. Das Paar erdachte auch den Italo Dining and Disco Club, ein Kurzzeitlokal, das nach den Worten von Paradiso so ist wie „wenn unsere Verwandten eine Raveparty schmeißen“. Denken Sie an weite Flächen, die mit Gingham bebaut sind, frittierte Tintenfische, Negroni, naturbelassenen Wein in Fässern und italienische DJs. Um es in der Kleidersprache auszudrücken, Terzini zieht die „am wenigsten erwartete Passform“ vor, so dass er im Icebergs ordentlichen naturbelassenen Wein, Speisen und Disconächte anbietet – „es ist nun an der Zeit, diese nicht mehr voneinander zu trennen“ – außerdem Krabben-Sessions bei Vollmond und das heißeste Neujahrsticket – eine Party am Tag danach, auch bekannt als 1. Januar.
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Nennen Sie es Chinatown 2.0. Der Dixon House Food Court ist die älteste Lebensmittel-Markthalle in Sydneys ältester Sino-Geschäftsstraße, wo preisgünstige und hervorragende Speisen aus verschiedenen Regionen Chinas angeboten werden.
Die Holzvertäfelung und die Spiegel in der Erdgeschoßfläche mit ihrer niedrigen Decke verweisen auf die 80er Jahre, doch das Speisenangebot an den 11 Verkaufsständen ist eine Art multikulturelle Mischung, die man sich vom Sydney des 21. Jahrhunderts nicht erwarten würde. Neben süßsaurem Schweinefleisch und orientalischen Teigtaschen im King’s Chinese, gibt es ‚Burger‘ - Indo-Malaysische Snacks -, und ein Ramen-Geschäft, das exzellenten schwarzen Tonkotsu-Knoblauch verkauft, sowie einen Taco-Stand, der den Namen Ghostboy Cantina trägt.
Der kleine Essensstand, der vom ehemaligen Barmann Toby Wilson betrieben wird, serviert Tacos mit „Rind, Schwein und Blumenkohl“, die komplexer sind, als es ihre Namen vermuten lassen. Wie andere Taqueros, die Buden außerhalb von Mexiko betreiben, beschäftigt sich Wilson mehr mit dem Geschmack als mit der Authentizität. Und so verwendet er koreanische und kantonesische Soßen, vietnamesische Kräuter und alles, worauf er gerade Lust hat. Neben seinem „Mexicongee“, einem Congee mit Huhn, das mit Limette, Chili und Salsa gewürzt ist, sind die knusprigen Schweineohren bei der Masse am beliebtesten. „Jedes Mal, wenn wir diese auf die Menükarte setzen, sind sie ausverkauft“, sagt Wilson. Die Ohren werden auf einem zarten Pfannkuchen mit koreanischer Chilisauce, eingelegten Gurken, Zwiebel und Koriander serviert.
In ihrem chinesischen Restaurant hält sich Kylie Kwong an drei Grundsätze: Zelebration, Zusammenarbeit und Gemeinschaft. Und dabei handelt es sich nicht um leere Worte. Für das Billy Kwong beschafft sie frische Kräuter und Honig von einem städtischen Garten auf dem Dach der nahegelegenen Wayside-Kapelle, einer Charity-Mission; sie serviert ‚Projekt‘-Weine, Bier und Spirituosen, die aus der Zusammenarbeit mit handwerklichen Produzenten stammen; und sie ist eine derart großartige Verfechterin der heimischen Produkte, dass sie niemand geringeren als René Redzepi inspirierte, als er sein Restaurant Noma in Sydney für die Dauer von zehn Wochen betrieb. Doch das ist noch lange nicht alles: Kwong ist ein kulinarisches Genie aufgrund der Art und Weise, auf die sie die chinesische Küche, die sie im Blut hat, mit Zutaten wie Wallaby-Schwänzen und australischem Spinat kombiniert. „Die süßen, sauren, salzigen, ozeanischen, pfefferigen, herben, zitrusartigen, bitteren, blumigen und holzigen Noten der heimischen australischen Zutaten weisen eine natürliche Affinität mit den Geschmacksprofilen chinesischer Speisen auf“, sagt Kwong, die glaubt, eine Küche kreiert zu haben, die „dieses Land und seine Leute getreu repräsentiert“. Obwohl sie üblicherweise mit ihrem unverkennbaren Headset zu sehen ist und den Service in Billy Kwongs offener Küche aufruft, findet die Küchenchefin auch noch die Zeit, an Samstagvormittagen auf dem Carriageworks Bauernmarkt Teigtaschen und Brötchen mit Schweinefleisch zu verkaufen, sowie Pfannkuchen mit australischem Salzbusch und klebrige Reispäckchen mit Macadamianüssen und australischem Spinat.
In Badekleidung oder ‘Cossies’, wie man in Sydney sagt, sind alle gleich. Auf dem Bondi Beach ist die ganze Bandbreite davon zu sehen, von Stringtangas bis zu Burkinis, doch die am bekanntesten sind die Speedo Badeslips; die enganliegenden Herrenslips, die von Bademeistern und auch von Premierministern bevorzugt werden. Am nördlichen Bondi-Strand gibt es sogar ein Café, das nach der bekanntesten Marke der Badegäste Australiens benannt ist, das Speedo’s Café, in dem die Surfer seit Jahrzehnten auftanken. Wenn die Surfer nach Nahrung mit Seele suchen, dann gehen sie ein paar Häuserblöcke vom Strand weg, wo drei israelische Freunde – Erez Beker, Yoni Kalfus und Ariel Hefer – ein altes Geschäft an der Ecke in das Shuk verwandelt haben, ihr Café mit Bäckerei und Feinkostladen, das ganz im Zeichen des Mittleren Ostens steht. Die Inspiration für den Namen Shuk stammt vom hebräischen Wort für Marktplatz, und es ist für Frühstück, Mittag- und Abendessen geöffnet. Man findet hier sowohl eine lokale Version des Shakshuka, des klassischen israelischen Gerichts, das aus Paprikaschoten, Tomaten und gebackenen Eiern gemacht ist, als auch den Shuk-Salat mit gebratenem Gemüse und geräuchertem Bulgur. Schmackhaftes Sauerteigbrot, gerollte Rugelach-Hörnchen und Linzer Kekse werden vor Ort zubereitet, und der reiche, vollmundige Kaffee stammt von Bay Roasters. Es gibt auch eine Auswahl an Gemüse und Delikatessen wie eingelegte Zitronen. Am Donnerstagabend zeigt sich das Shuk global, mit Tapas-artigen Gerichten, und zelebriert dabei Street Food von Texas bis Taiwan.