Manche Leute behaupten, dass Surry Hills in der südwestlichen Ecke von Sydney die geschäftigste und angesagteste Siedlung im Zentrum der Stadt ist. Lange Zeit beherbergte es die Bekleidungsindustrie, heute ist es ein Knotenpunkt für Designerstudios, Künstler, Galerien, Theater und Beherbergungsbetriebe. Obwohl dieser Ort heute Anziehungspunkt für coole kreative Kids ist, liegt sein großer Charme jedoch darin, dass es dort noch alteingesessene Einwohner gibt, die die alten Arbeiterhäuserreihen und Hütten mehr als 40 Jahre lang als ihr Heim bezeichneten. Ein Einheimischer zu sein, bedeutet dort wirklich noch etwas, und es gibt so viele Annehmlichkeiten dank Lieferanten, Bäckern, Sandwichverkäufern wie Lucky Pickle, Cafés wie das Gnome and Bills, Restaurants der Extraklasse wie das Mark Best’s Marque, Weinbars wie die 121BC, und sogar Sydneys erstes „profit for purpose“-Restaurant Folonomo (was für „for love not money“ steht, also, aus Liebe, nicht für Geld), dass man die Gegend mit dieser Postleitzahl nicht verlassen muss. Die Gründer der Kaffeebar und Kaffeerösterei Artificer, Dan Yee und Shoij Sasa, kamen in diese Gegend, weil sie an einem Ort sein wollten, an dem die Leute „Besonderheit und Fortschritt“ schätzen, so Yee. Sie wollten, dass das Artificer mehr sein sollte als nur ein Bestimmungsort, und so wählten sie eine sonnige Ecke der Bourke Street und ließen sich nicht entlang der Hauptstraße, der Crown Street, nieder, an der sich zahlreiche Bars, Cafés, Restaurants und asiatische Take-Aways befinden. Wie es schon der Name sagt, der auf Mutter England zurückgeht, ist Surry Hills ziemlich hügelig und kann am besten zu Fuß erkundet werden, um die Hinterstraßen und Gässchen zu erforschen, in denen die Kreativität erblüht. Am ersten Samstag im Monat finden sich Schnäppchenjäger auf dem Shannon Reserve’s Markt ein, um nach gebrauchten Schätzen zu suchen.
Die Einwohner von Sydney sind spät dran, wenn es um reinen Kaffee geht, und die Eigentümer der Artificer, Shoji Sasa und Dan Yee, sind an den Refrain gewöhnt: ‚Was, kein Essen?‘ Nein, dafür gibt es Tee, Gebäck oder Milchshakes. Das Paar wird als Meister des Kaffees für seine Bemühungen andernorts anerkannt, und brachte in sein erstes Kaffeehaus eine raffinierte Ästhetik. Alles sieht gepflegt aus, von der blassen amerikanischen Eiche, die die Wände auskleidet bis zu den Barumrandungen aus gebürstetem Messing und die von Henry Wilson entworfenen Trinkgeldbehälter aus Geschützbronze. Sogar das Kaffeemenü ist eine Hymne an die Einfachheit. Yee sagt, dass sie die Hauptvariablen kontrollieren wollen, um hochqualitativen Kaffee zu liefern: Auswahl, Röstung und das Brauen frischer Kaffeebohnen, die aus Kenia, Äthiopien, Brasilien, Kolumbien und Brasilien in kleineren Produktlosen bezogen werden, so dass sie sie aushändigen und auch Rauschstörungen verhindern können. „Die Atmosphäre der Kaffeebar besteht darin, einen Ort zu bieten, an dem sich die Leute willkommen fühlen, und wir haben die Fähigkeit, unsere Philosophie ohne Rauch und Spiegel und Zerstreuungen zu kommunizieren – folglich haben wir nur Kaffee.“ Die Leute finden es so gemütlich und es ist viel mehr als nur Kaffeeklatsch, was über die Theke geht. So ist es für den Barmann nicht ungewöhnlich, einen Kunden mit einem Fauststoß und einem „love you bro“ auf den Weg zu schicken.
Beachten Sie das „Nur Händler”-Schild über dem Tor von Chefs’ Warehouse nicht. Sein Eigentümer Christopher Hazell witzelt immer, dass er von allen Geld annimmt, solange es ihnen mit dem Essen ernst ist. Aus diesem Grund hängte er einen großen Schneebesen draußen auf und ist wählerisch, wenn es um das Apostroph geht, denn sein Restaurant ist ein Platz für Mehrfach-Küchenchefs. Hazell versorgte Restaurants und Hobbyköche 30 Jahre lang mit den besten Ausrüstungen. Hazell stopfte nicht nur die Bücherregale mit allem voll, er verfügt auch über ein enzyklopädisches Wissen über Küchengeräte, Bücher und sogar Restaurants. Er ist aber auch ein guter Koch. Was er nicht tun würde, ist, einem seiner Küchenhilfsmittel - Kupfertöpfen und –pfannen, französisches Steingut, Nudelmaschinen, Paellapfannen, und ja, Dutzende von Schneebesen – den Vorzug zu geben. „Sie sind alle etwas ganz Besonderes“, sagt er. Unanfechtbar ist jedoch der Holzblock von Künstlerin Cressida Campbell, die an einem Brandgiebel verstaut ist. Campbell saß auf einem Stuhl in der Lagerhalle und skizzierte die Szene auf ein Stück Sperrholz, das sie dann schnitzte und bemalte. Am Ende dieses minutiösen Prozesses machte sie einen Abdruck, der mit dem bemalten Block gekauft wurde. Hazell ließ ihn sich entgehen, als er zum ersten Mal vor 24 Jahren verkauft wurde, kaufte ihn jedoch später. Er verkauft eine Postkarte, die perfekt sein würde, mit Ausnahme eines falsch gesetzten Apostrophs.
Die Australier essen an die 260 Millionen Fleischpasteten pro Jahr – das sind 12 pro Mann, Frau und Kind. Während die meisten von ihnen der Massenproduktion entstammen und bestenfalls bescheiden sind, bietet die Bourke Street Bakery eine verdammt feine, hausgemachte Pastete mit grobem Rindfleisch und knusprigem goldenem Teig. Das kleine Geschäft, das eines von zehn Bourke Streets in der Stadt ist, ist der Laden, in dem für Bäcker Paul Allam und Gebäckexperten David McGuinness alles begann. Sie hängten ein nunmehr verrostetes Boulangerie-Schild auf und richteten ihr Traum-Café ein, in dem sie alles mit der Hand machten, mit Liebe und Hingabe. Nun führen sie eine Institution, bemühen sich jedoch immer noch um dieselbe Geisteshaltung. Es gibt ein paar Stühle drinnen am Fenster und draußen Tische auf der Straße, das Hauptgeschäft ist jedoch das Take-Away, und so gibt es dort immer eine Menschenschlange. Diese bewegt sich jedoch rasch voran und es sieht eher nach einer Party aus, denn jeder scheint den anderen zu kennen. Der einzige Rivale der Pasteten ist die Bourke Street-Version eines anderen Aussie-Standards, nämlich die Wurstrolle. Sie ist aus Schweinefleisch und mit einer Fenchelart gemacht. Ebenfalls angeboten wird hervorragendes Sauerteigbrot, Gebäck und süße Leckereien wie Lemoncurd-Torte.
Nach einem ‚Cru’ aus dem alten Rom benannt, das als Jahrgang eines Lebens betrachtet wird, ist dieses stimmungsvolle Weinlokal auf handwerkliche italienische Weine von kleinen Produzenten spezialisiert, die nachhaltig angebaute Trauben verwenden, um Weine mit minimalen Eingriffen zu erzeugen. Die Auswahl der Weine, die offen ausgeschenkt werden, ändert sich oft und wird von einer kleinen Liste mit Gerichten begleitet, die auf saisonalen Produkten und der italienischen Küche basieren. Gnocchi con fonduta al taleggio, Radicchio-Salat, Haselnüsse und Bohnen machen Vegetarier glücklich; Schweinerippen mit Balsamico passen perfekt zum allgegenwärtigen Nebbiolo-Wein. Alles wird rund um eine Bar serviert, die aus polierten Terracottafliesen gemacht ist, deren Patina immer besser wird, je älter sie werden. Obwohl das 121BC Teil der von Andrew Cibej (das Mutterhaus Vini befindet sich um die Ecke) betriebenen Restaurant-Familie ist, macht es den Eindruck, als ob es sich um ein Projekt handelt, das aus einer persönlichen Leidenschaft heraus entstanden ist.
Der anliegende Weinkeller verfügt über zwei handgezeichnete Karten, die jede Weinregion in Italien zeigt, und die Mitarbeiter können Ihnen auf Ihrer Trink-Reise durch das Land behilflich sein. Im Interesse des naturbelassenen Weines ermutigt die Entdeckung der Landkarte sogar Genießer dazu, über den Zaun nach Slowenien zu springen, wo Branko Čotar an vorderster Front der Bewegung tätig war. Sein goldfarbener Malvazija Orangenwein ist oft offen an der Bar erhältlich.