Aus gutem Grund schwärmen die Meister der katalanischen Küche leidenschaftlich von der Fülle von Land und Meer, die die Region umgibt. Die Produkte, die aus der Umgebung kommen, haben ein einzigartiges lokales kulinarisches Erbe geschaffen. Es bedeutet auch, dass sogar ein fauler Koch gut essen kann, weil die katalanische Küche sehr vielfältig und abwechslungsreich ist. Eigentlich muss man nur alles auf einem Tablett anrichten und servieren. Bauernkäse aus der Region Garrotxa, pikante Würste aus Vic, Bohnen („Monget tendra“) von der Costa Maresme, die mit einfachen Lammkoteletts vom Grill und einem Klecks Allioli zum Festschmaus werden, pralle L'Escala-Sardellen auf einer Scheibe Tomaten-Toast und eine Handvoll Trockenfrüchte und Nüsse mit einem süßen Moscatel zum Dessert. Ein Spaziergang durch die Altstadt zeigt schnell, dass diese Leckereien oft von exquisiten Geschäften verkauft werden, die schon seit Generationen bestehen. Leider sind Colmados (Kataloniens Antwort auf Feinkostläden) wie Colmado Múrria vom Aussterben bedroht, aber es lohnt sich, Geschäfte zu suchen, die alles unter einem Dach anbieten. Conserva Bars (Spezialisten für Meeresfrüchte, Schweinefleischpasteten und Gemüsekonserven) wie El Xampanyet gehören zu den stimmungsvollsten Orten, um sich ein Glas Sekt und ein paar Tapas auf jene Art und Weise zu gönnen, wie die Katalanen es tun: mühelos.
Ganz hinten in einem schmalen Stadthaus in El Borne direkt gegenüber der Basilika Santa Maria del Mar versteckt, liebevoll als die Volkskathedrale bezeichnet, befindet sich eine andere Art von Dom: La Botifarreria, die Maestros der besten Wurstwaren der Region. Hinter der glänzenden Glasfassade befindet sich eine noch glänzendere Glastheke, unter der eine fabelhafte Welt mit Schweinefleischdelikatessen wartet. Darunter auch die berühmten Gourmet-Würste (interessante Info für Selbstversorger-Besucher), die mit kräftigen Aromen wie schwarzen Kräutersaitlingen und Apfel mit Curry aufwarten. Aber es sind die traditionellen Fleisch- und Wurstwaren, die wirklich glänzen, fast alle davon im Haus in einer kleinen Manufaktur hergestellt. Nehmen Sie etwas von der unförmigen Sobrassada Natural (eine mallorquinische Wurst, reich gewürzt mit süßem Pimentón und in einen Magen gefüllt), Kaninchen- und Schweinefleisch-Käse-Terrine und Brühwürste wie Catalana trufada (mit Trüffeln gespickt) und Botifarra de huevo (mit Ei), die in dicke Scheiben geschnitten werden kann und hervorragend zum Frühstück schmeckt, mit nach Hause.
Als die Schottin Katherine McLaughlin ihren kleinen Käseladen namens Formatgeria La Seu in einer der alten, Butter herstellenden Molkereien Barcelonas eröffnete, beschloss sie, nichts anderes als handwerklich hergestellten spanischen Bauernkäse anzubieten. Als das Geschäft zu florieren begann, entdeckte sie immer mehr der außerordentlich vielfältigen Produkte des Landes: von kräftigen Manchegos über in Kastanienblätter gewickelten Valdeón (ein cremiger, blaugeäderter und süchtig machender Käse aus Kuh-, Ziegen- und Schafsmilch aus der nordöstlichen Region León) bis hin zu lokal hergestelltem, würzigem Ziegenkäse. Sie veranstaltet zwanglose Spontan-Verkostungen für private Gruppen. Entweder vorne im Laden oder in der altmodischen Molkerei, die mit Marmortischen und Keramikkannen noch fast genauso aussieht wie früher. Vor ein paar Jahren eröffnete sie nebenan eine kleine Bar – zusammen mit Geschäftspartner Francesc, der die Getränke serviert. Es ist ein großartiger Ort, um einen Abend lang zu faulenzen, während Sie sich durch zwölf liebevoll ausgewählte, allesamt offen erhältliche spanische Weine, Katherines phantastische Käsesorten und Bio-Fleisch- und Wurstwaren aus dem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Bauernhofrestaurant Els Casals kosten.
Es ist umstritten, woher die besten Sardellen in Spanien stammen. Fragen Sie einen Katalanen und er wird zweifellos die Sardellen von L'Escala nennen – der Ort, wo die Costa Brava auf Frankreich trifft. Anderswo fällt das Urteil wohl zugunsten der kantabrischen Sardellen aus, die in kälteren Gewässern gefischt werden und daher praller sind, da sie eine zusätzliche Fettschicht für mehr Wärme entwickeln. Abnehmende Bestände in L'Escala bedeuten, dass die Mehrheit der Sardellen, die Sie in diesen Tagen in Barcelona bekommen, aus letztgenannter Gegend stammen. Dennoch sind sie ein herrlich salziger, würziger Happen für einen Aperitif vor dem Mittag- oder Abendessen. In der kleinen Bodega Cala del Vermut – mit einem bunt zusammengewürfelten Interieur, einem riesigen Wandbild von einem der traditionellen Fischerboote der Costa Brava und nur fünf Tischen zum Sitzen – steht der Fisch neben Boquerones vinaigre (gebeizte weiße Sardellen) im Mittelpunkt und wirkt mit einem Glas bittersüßem Wermut auf Eis, einer Olive und einer Orangenscheibe wahre Wunder. Es klingt vielleicht nicht wie eine himmlische Kombination, aber es wird Ihr Leben verändern.
Obwohl sie anderswo manchmal einen schlechten Ruf haben, tauchen Bohnen und Hülsenfrüchte auf den spanischen Tischen immer als günstiges, nahrhaftes und sehr vielseitiges Lebensmittel auf. Geben Sie ein paar Scheiben Chorizo in einen großen Topf mit Linsen oder kochen Sie eine ordentliche Portion Reis in einer pikanten Brühe aus Resten und Gemüseschalen und eine große Familie wird gesund, glücklich und pappsatt. Die Nachfrage nach diesem sehr pragmatischen Ansatz der Haushaltsführung war der Grund, warum die Casa Perris im Jahr 1940 wieder geöffnet wurde. Im Laufe der Jahrzehnte, als die Stadt wohlhabender wurde, erweiterte das Geschäft sein Sortiment um zahlreiche weitere, luxuriösere Trockenwaren aus dem ganzen Mittelmeerraum: sonnengetrocknete Pfirsiche und Aprikosen, Mandeln, Haselnüsse und Walnüsse, geräucherter Pimentón, Trinkschokolade und handgemachte Konfitüren und seit kurzem auch exotische Waren wie Algen, getrocknete orientalische Pilze, schwarzer Knoblauch und Teespezialitäten. Es wird noch fast alles aus riesigen Jutesäcken verkauft, sorgfältig abgewogen und in Papiertüten verpackt, fast wie eine Reise in die Vergangenheit. Eine Höhle des Ali Baba für Feinschmecker.